Schöpfung - Ehrfurcht und Bewahrung

 

Es war zu der Zeit, da Gott der Herr Erde und Himmel machte. Und alle die Sträucher auf dem Felde waren noch nicht auf Erden, und all das Kraut auf dem Felde war noch nicht gewachsen; denn Gott der Herr hatte noch nicht regnen lassen auf Erden, und kein Mensch war da, der das Land bebaute; aber ein Nebel stieg auf von der Erde und feuchtete alles Land.

 

Da machte Gott der Herr den Menschen aus Erde vom Acker und blies ihm den Odem des Lebens in seine Nase. Und so ward der Mensch ein lebendiges Wesen. Und Gott der Herr pflanzte einen Garten in Eden gegen Osten hin und setzte den Menschen hinein, den er gemacht hatte.

 

Und Gott der Herr ließ aufwachsen aus der Erde allerlei Bäume, verlockend anzusehen und gut zu essen, und den Baum des Lebens mitten im Garten und den Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen. Und es ging aus von Eden ein Strom, den Garten zu bewässern, und teilte sich von da in vier Hauptarme. Der erste heißt Pischon, der fließt  um das ganze Land Hawila, und dort findet man Gold; und das Gold des Landes ist kostbar. Auch findet man da Bedolachharz und den Edelstein Schoham. Der zweite Strom heißt Gihon, der fließt um das ganze Land Kusch. Der dritte Strom heißt Tigris, der fließt östlich von Assyrien. Der vierte Strom ist der Euphrat.

 

Und Gott der Herr nahm den Menschen und setzte ihn in den Garten Eden, dass er ihn bebaute und bewahrte. Und Gott der Herr gebot dem Menschen und sprach: Du darfst essen von allen Bäumen im Garten, aber von dem Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen sollst du nicht essen; denn an dem Tage, da du von ihm isst, musst du des Todes streben.

 

Aus 1. Moses 2,4b-17

 

Der für diese Bibelbetrachtung verwendete Ausschnitt bildet den Anfang der zweiten biblischen Erzählung, in der den Menschen erklärt wird, was von ihnen erwartet wird: Sie sollen den Boden, aus dem sie gemacht sind (ihre Herkunft) und zu dem sie zurückkehren werden (ihre Bestimmung), pflegen und das Leben und alles Lebendige wertschätzen und schützen. Der Text gebietet demnach, das Leben zu schützen, auf angemessene Art und Weise. Das Leben ist ein Geschenk Gottes, das über die Erde, das Wasser, in den Menschen und in andere lebendige Geschöpfe hinein geblasen wird. 1. Mose 2,4b-17 ist Teil einer Erzählung, die die gleiche Funktion hat wie die Ursprungsmythen, die sich in allen Kulturen finden: Sie helfen den Menschen, zu verstehen, wer sie sind, wie und warum sie denken, wertschätzen, begehren und handeln, wie sie es tun.